Flurnamen von Bargfeld
von Dr. Axel Lohr
Die mannigfaltige Geschichte des Dorfes findet ihren treuesten Niederschlag in der Flurkarte. Teilungen und Zusammenlegungen der Höfe, Neugründungen, Wüstungen, Rodungen, Umlegungen, alles drücktdem Bilde der Flur seinen Stempel auf. Damit wird die Flurkarte zurvornehmsten und, soweit sie zuverlässig zu deuten ist, wichtigsten Urkunde der Dorfgeschichte (3: 267).
Bei der ersten Anlage der Dörfer wurden die Ackerstücke rechtwinklig in zwei Hauptrichtungen aufgeteilt, wobei die Nord-Süd-Achse vorrangig die größere Länge einnimmt. Die Breite der "Stücke", wie die riemenartigen Ackerstreifen genannt wurden, betrug 8 bis 16 m, in Einzelfällen schwankte die Breite zwischen 5 und 30 m (3: 268und 270).
Die Annahme, daß der Bezirk in alter Zeit ein riesiges Waldgebiet war, aus dem 'Stege' und die villa Jrekesbeke wie Oasen hervorragten, hat vieles für sich. So war Stegen bis zum Dreißigjährigen Krieg nachweislich ein Waldgut. Die ersten großen Kulturarbeiten bestanden in der Rodung von Wald und Umwandlung des Waldbodens in Acker- und Weideland. Das beweisen heute noch die Namen Bargfeld, Elmenhorst, Nienwohld, Hohenhorst, Pfingsthorst und Rade, alles Siedlungen, die usrprünglich aus dem Walde hervorgegangen sind. Der größte Teil dieser Rodungsarbeiten ist in der Zeit von der Mitte des 12. bis zum Ende des 13. Jahrhunderts (1150-1300) erfolgt. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten Nachrichten (5: 120).
Die Flurnamen von Bargfeld-Stegen und ihre Bedeutung sind:
Aewerdiek
Eberteich
Auf dem Grill
Grill: (nd) = Haß, Zorn, Streit
Barkholtstücken
Birkenholz - Stück: (nd) = Anteil der einzelnen Hufe am Gemeindeland
Beek-Wiese
Bach-Wiese
Bensahl
Gras-Tümpel - Bent (nd) = Rasenschmiele, Pfeifen gras. Hervorragendes Material für Stall- und Dielenbesen, das im Sommer gerissen und anschließend an der Hausmauer in kleinen Bündeln (Garben) getrocknet wird - Saal: (nd) = mit stehendem Wasser angefüllte Vertiefung auf Koppeln und Weiden; Tümpel: Sumpfloch; oft auch als Viehtränke benutztes Loch
Boorn-Loog
Quell-Hain - Born: (nd) = Quelle, Quellgebiet, Brunnen - Loh: (nd); sehr alter Name mit vielseitiger Bedeutung: Waldlichtung; lichter Wald; freier Platz im oder am Walde; grüner Platz: ebene Fläche (Hinweis auf ehemaligen Baumbestand); auch sumpfiger, quelliger Ort
Bornhorst
Quellen-Gebüsch - Horst: (nd) allgemein: Gebüsch; verwandt mit: Hürde, Flechtwerk; mit Busch bestandene Hügel, die nicht gerodet wurden und der landwirt schaftlichen Bearbeitung Schwierigkeit bereiteten
Brookland
Bruchland
Brühbrook
Brook: (nd) = Bruch; sumpfiges, von einem Rinnsal durchzogenes Gehölz, Waldniederung
Buchenbusch
Busch, Gesträuch, niedriges Unterholz
Bullenwisch
Bullenwiese - Bulle = Stier; Land, das dem Bauern zugeteilt war, dem die Unterhaltung des Dorfbullen unterlag - Wisch (nd) = Wiese; allgemeines Wort für nutzbares, feuchtes Grasland, das usprünglich im wilden Zustand dalag, aber ertragreicher als "Sech" (Sieck: Riedgras) war
Eckern
Eicheln
Erdlanden
Erdiges Land?
Erdtrade
Trade: (nd) = treten; Weg, durch den das Vieh trat, wenn es ausgetrieben wurde
Glinnen
Glind, Glint: Lattenzaun, durch hölzerne Einzäunung abgegrenztes Gebiet
Gräberkate
Vom Teichgräber, der die Arbeiten am Mühlenteich, Binnenhorster Teich, Hüxterteich und Brookslandteich zu machen hatte, bewohnte Kate
Großenvierth
Vierth: siehe Viertbruch
Haageberge-Koppel
Eingehegte-Berg-Koppel
Hagederns Grand
Hagedorn-Kies; Grand (nd) = Kies, Grandweg
Hambargen
Waldberg
Hartloh
Hirschhain - mnd herth, hert, hart = Hirsch; Loh: siehe Boorn-Loog
Hartig-Sahl
Hart = Hirsch; Saal: (nd) = mit stehendem Wasser an gefüllte Vertiefung auf Koppeln und Weiden; Tümpel: Sumpfloch; oft auch als Viehtränke benutztes Loch
Hohlenrien
hohl; muldenförmig; für kleine Senken und Gelände einschnitte gebraucht Rihn, Rin: (nfr) = kleiner Wasserlauf, Rinne
Holtenteich
Holz-/Wald-Teich (heute: Binnenhorster Teich)
Hoppenhoff
(nd) = Hopfen; in der Zeit, als man weder Kaffee noch Tee kannte, war das Braunbier tägliches Getränk; daher der Hopfenanbau auch in Holstein (bis gegen 1850); auch als Frühgemüse wurde Hopfen gestobt gegessen
Hoppenhorst
Hopfen-Gebüsch
Hoppenteich-Camp
Hopfenteich-Feld
Hundebleek
Hundeblick
Im großen Rahn
Ran, Ren (nfr) = Balkensteg
Immen-Bude
Bienen-Stock
Kahlhorst-Koppel
Kohlen-Gebüsch
Köppelbarg
alte Richtstätte, wo am 13. Dezember 1780 die letzte Hinrichtung stattfand (Truerberg, Troenberg)
Koppelwiese
mit Wall und Zaun eingefriedigte Wiese
Kreihen-Ehken
Krähen-Eichen
Krögren
Krög (nd) = (entlegene) Ecke, Winkel, Ren (nfr) = Balkensteg
Lackwiese
Grenzwiese; Laak = Grenzstein, Grenzzeichen
Lemcken Hau
Verpachteter (verhäuerter) Lembken-Hof
Lemkenteich
Teich beim Lembken-Hof (heute: Mühlenteich)
Lombardei
nach dem italienischen Komponisten Filippo Finazzi benannt, dem Bendix von Ahlefeldt eigens ein Haus in der Nähe Jersbeks erbaute, wo der Komponist später auch starb
Moorwiese
Sumpfige Wiese
Nachtkoppel
(nd) = eingehegtes Feld, auf das die Tiere während der Nacht getrieben wurden
Raa-Blick
Reh-Blick
Rastleben
Leben: Erbe, Hinterlassenschaft des Rado, Rade, ein Kurzname, der zu Vollnamen wie Radbald oder Radger zu unserem Worte Rat gehört
Rögen
kleine Anhöhe, Waldstück; auch: rot, rode = Rodung)
Röverbarg
Reuverbarg, Räuberberg (die Burgstelle bei Stegen)
Rotenmoor
abgegrabenes Moor
Schapwisch
Schafswiese, siehe Bullenwisch
Schierhorst
Grenz-Gebüsch
Rubtreff
Raubtreffen
Schwakensteert
Senken-Ende - swak(ka): (adän) = Vertiefung, Senke; Steert: (nd, nfr) = Schwanz, das äußerste Ende
Steensloh
Stein-Hain, Loh: siehe Boorn-Loog
Stegen
Verladeplatz, tho den Stege
Steuerlogen
Loge, Loh: siehe Hartloh
Stubben-Loog
Baumstumpf-/Stoppel-Hain - Loog: siehe Boorn-Loog
Szingel-Looge
Eingefriedeter Hain - Singel: Einfriedigung
Tegelkamp
Ziegelfeld (lat. campus = das Feld), hier wurden die großen Steine für die Burg zu Stegen gebrannt
Tonnenteich
1 Tonne großer Teich (Tonne = 0,5 ha)
Twiet-Loog
Weges-Hain - Twiet: schmaler Weg zwischen den Feldern; Loog: siehe Boorn-Loog
Viertbruch
mnd viride, virt = Heideflächen und Hölzungen; aus lat: viride = das Grüne; für nicht urbar gemachte Heidefläche an der Gemeindegrenze; das nicht einge friedigte Kommuneland - Bruch: sumpfiges, von einem Rinnsal durchzogenes Gehölz; Waldniederung
Voßkrog
Fuchsecke - Krog: (nd) = Ecke, Winkel; entlegene Ecke landwirtschaftlich genutzen Bodens, der meistens an Wald und Unland grenzt
Weddel-Wiesen
Furt-Wiesen; Wiesen zum durchwaten
Weden
Wed (nd) = mnd wede, alts. widu = Hölzung, (Grenz-) Wald
Weitere Flurnamen (insbesondere die Wiesen in Stegen) sind:
Alsterblickwiese, An der Alster, Auf den Höfen, Baeucken-Busch-Koppel, (große und kleine) Blick-Wiese, Börn Wiese, Bruch, Brüggenbrocks Wiesen, Buchenbusch, Chausseekoppel, Damwiese, Garnerborn (Gärtnerborn), Großenvierth, Hankenbrook, Hardebek, Heffelde, Heid, Hobenblickwiese, Kälberhof, Kalkhof, Knakenknüll, Kortebusch, Krauthof, Langenboer (Langenbregte), Müssen-Krog Wiese, Netteboer (Netteboegte), Ohle Mühlen, Ohle Plaele, Poggenteich, Schwalben-Schwantz, Sieffelder-Koppel, Sonntagswiese, Staffelde, Vogelberg, Weegen-Wiesen, Westerfelds-Koppel, Wiesen-Hoff, Zellenbruch, Zellenwiesen,Zwie-Graben.
Abkürzungen
alts = altsächsich
adän = altdänisch
lat = lateinisch
mnd = mittelniederdeutsch
nd = niederdeutsch
nfr = nordfriesisch
Quelle:
Apel, Gustav
Die Ortsnamen im Alstergebiet, in: Jahrbuch des Alstervereins, 1941, S. 16 - 34
Clausen, Otto
Flurnamen Schleswig-Holsteins. 2. Aufl., 1988
Davids, Curt
Chronik des alten Gutsbezirks Jersbek
Heitmann, Herrmann
Die Güter Jersbek und Stegen, 1954
Laur, Wolfgang
Historisches Ortsnamenlexikon von Schleswig-Holstein, 2. Aufl., 1992